Soundwalks.

WAS IST EIN SOUNDWALK?

Menschen, die an einem Geländer lauschen

Ein Soundwalk ist ein Spaziergang, bei dem die Spaziergänger*innen der Umwelt bewusst zuhören. Wie klingt ein Haus, wie ein Baum? Welche Geräusche blenden wir im Alltag aus, die uns plötzlich überraschen, wenn wir bewusst hinhören? Und wie verändert diese bewusste Wahrnehmung der Klangumgebung die Beziehung zu unserer Umwelt?

Der Begriff Soundwalk wurde in den 1970er Jahren von Mitgliedern des World Soundscape Project unter der Leitung des Komponisten R. Murray Schafer in Vancouver geprägt und entwickelte sich zu einer Methode der Acoustic Ecology (akustische Ökologie) und der künstlerisch-musikalischen Auseinandersetzung mit Orten und ihren Soundscapes (Klanglandschaften).

In ihren Soundwalk-Workshops erkundet Carina Pesch vorab eine Route, die besonders faszinierende und abwechslungsreiche Klänge bietet. Am Workshoptag leitet sie die Gruppe von Teilnehmer*innen, nach einer kurzen Einführungsrunde und einer Konzentrationsübung für die Ohren, an, ihr im Stillen zu folgen und die Ohren für unbewusste Klangwelten zu öffnen. Mindestens anderthalb Stunden dauert eine solche Erkundungstour.

FÜR WEN IST EIN SOUNDWALK?

Ein Soundwalk Workshop ist für alle, die neugierig sind, einen Ort mit neuen Ohren zu sehen. Für Schulklassen, die sich auf neue Art und Weise mit dem Thema Umwelt auseinandersetzen wollen. Für Architekten, die einen Ort neubebauen und sich mit ihm und seinen Qualitäten vertraut machen wollen. Für Musikerinnen und Festivals, die sich für die musikalische Qualität des Alltäglichen interessieren. Für Menschen und Institutionen, die mehr Bewusstsein für blinde und sehbehinderte Menschen bei sehenden Teilnehmerinnen bewirken wollen. Für Umweltaktivistinnen und Bildungsträgerinnen, die neue Zugänge zu vertrauten Themen suchen oder Menschen auf erlebnisreiche und mitreißende Weise für ihre Themen begeistern wollen.

Anfragen, neue Konzepte entsprechend Ihrer Wünsche und Themen gerne per E-Mail: mail [ät] carinapesch [pünkt] de

BEISPIELE

Teilnehmende mit Augenbinden
Teilnehmende mit Augenbinden

Am 28. Juli 2019 im Rahmen der Ausstellungseröffnung Radiophonic Spaces an der Bauhaus-Universität Weimar folgten 14 Teilnehmerinnen den beiden Workshopleiterinnen Lena Löhr und Carina Pesch rundum den Bauhaus-Campus in Weimar. Es ging darum, das vertraute Gebiet spielerisch neuzuentdecken, die akustischen und narrativen Qualitäten dieses Alltagsortes wahrzunehmen. Unter dem Motto „Radio ist überall, es liegt auf der Straße“ erkundeten die Teilnehmerinnen den Raum und ihre Position in ihm zunächst unvermittelt mit den eigenen Ohren, dann vermittelt durch Mikrofon und Kopfhörer und abschließend allein auf Hör- und Tastsinn angewiesen mit verbundenen Augen.

Darüber HIER eine Reportage auf Deutschlandfunk.

Drei Menschen lauschen an einer Metallwand
Was passiert hinter der Wand?

Am 20. September 2019 im Rahmen des ZiXP Festivals für experimentelle Musik und Klangkunst in Leipzig leiteten Lena Löhr und Carina Pesch Musikinteressierte durch Probstheida. Der Stadtteil – zwischen lauten Straßen, Konsumstätten und dem großen, alten Südfriedhof mit seiner ruhigen Parkanlage gelegen – lud zur Rückbesinnung auf urbane Kontraste. Laut und leise, Stadt und Natur, Leben und Tod. Der Fokus lag auf den musikalischen Qualitäten des Ortes. Nach einer Vorstellungsrunde und einer Konzentrationsübung für die Ohren erkundeten die Teilnehmenden den Ort zunächst ganz einfach zuhörend, dann mit verbundenen Augen und abschließend luden die Workshopleiterinnen sie ein mit der Umgebung zu interagieren und aktiv in die Klanglandschaft einzugreifen, um ihr Musik zu entlocken.

Soundwalker an den alten Zollschuppen
Auf den Tonspuren der Industriekultur

Für das Radiolab beim Seanaps Festival im November 2019 konzipierte Carina Pesch einen SoundWalk in drei GehörGängen auf den akustisch-musikalischen Spuren alter Industriekultur. Rundum den Plagwitzer Bahnhof erkundeten die Teilnehmerinnen die musikalischen Töne von Eisentoren, Zäunen, Fahnenmasten, Güterzügen und alten Zollschuppen. Die Sinfonien des post-industriellen Erbes mischten sich mit den Geräuschen des Bürgerparks: Spielende Kinder, Gärtnerinnen und Spaziergänger*innen im Vorübergehen. Verschiedene Sprachen. Dazu Stimmimprovisationen, die Holräume hinter Fassaden hörbar machten und die Resonanzen-verändernden Eigenschaften von Hinweisschildern verdeutlichten. Es ging darum, mit der Gleichzeitigkeit von Geschichte und Gegenwart zu spielen und die Magie des Ortes zu erleben.