Lost Generation!?

Ein Fiebertraum von Carina Pesch und 4 Hungerstreikenden.

Vor der Bundestagswahl 2021 treten sieben junge Menschen in den Hungerstreik. Fast einen Monat campen sie auf der grünen Wiese vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, verweigern zu essen, zwei am Ende sogar zu trinken. Sie fordern ein öffentliches Gespräch mit den Kanzlerkandidat:innen zum Klimanotstand vor der Wahl. Sie wollen, dass die Politik endlich das volle Ausmaß der Klimakatastrophe anerkennt und entsprechend handelt. Die zwei, die am Ende auch zu trinken aufhören, bekommen ein Gespräch mit Olaf Scholz nach der Wahl, aber keine klare Anerkennung der katastrophalen Lage und kündigen massiven zivilen Ungehorsam an. Andere glauben nicht mehr an die Selbstaufopferung und suchen nach neuen Wegen. Was hat die jungen Menschen bis in den Hungerstreik getrieben und wie stellen sie sich ihre Zukunft im Jahr 2035 vor?

Mit vier der jungen Klimaaktivist:innen hat die in Leipzig lebende Klangkünstlerin, Hörspielautorin und -regisseurin Carina Pesch in einem kollektiven Prozess Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkundet und zum Hörspiel „Lost Generation!?“ verdichtet. Die vier Aktivist:innen imaginieren ihr Leben im Jahr 2035 und spielen sich selbst in der Zukunft. Im Produktionsprozess haben sie gemutmaßt, mit welchen Auswirkungen der Klimakatastrophe Menschen in 13 Jahren zu kämpfen haben werden. Wie wird ihr Leben sein und vor allem klingen? Welche gesellschaftlichen und politischen Krisen werden den Alltag bestimmen, und wie werden sie nach über einem Jahrzehnt auf den Hungerstreik, der sie zusammengeführt hat, zurückblicken? Diese über das Hörspiel hinausreichenden relevanten Fragen wurden im kollektiven Prozess diskutiert, künstlerisch fiktionalisiert und münden in dem akustischen Fiebertraum, der die Unumkehrbarkeit der Klimakatastrophe und die Zukunftserwartungen der jungen Aktivist:innen erlebbar macht.

Im Jahr 2035 hat die von Fieberträumen gebeutelte Hauptfigur Rumen die großen Systemumbrüche längst aufgegeben und sich in eine der letzten grünen Oasen Europas zurückgezogen. Dort möchte er eigentlich nur noch in Ruhe backen. Doch die Vergangenheit lässt ihn in seinen Träumen nicht los. Unerwartet platzt nach Jahren ohne Kontakt sein alter Weggefährte Simon in die Idylle. Rumen bricht auf zu alten Freunden in den Berliner Untergrund, wo nichts mehr ist, wie es mal war.

„In kritischer Fabulation, zwischen Traumlandschaft und Politikerzitat, erkundet das Hörspiel die Frage ‚Was hätten wir tun müssen?‘ und regt auf herausragende Weise immer wieder zum Nachdenken über politische Gestaltungs-möglichkeiten und die Grenzen der Partizipation an.“

Jurybegründung, Hörspiel des Monats März 2023 – lobende Erwähnung

Text / Ton / Regie

Carina Pesch

Regieassistenz

Dagmar Palowski, Hannah Bickhoff

Komposition

La Pesch

Außenaufnahmen

Teleskop Leipzig / Sebastian Bode, Jonas Wolter

Studioaufnahme / Endmix

André Luer, Christian Grund, Holger König

Ursendung

6. März 2023

Dramaturgie

Stefan Kanis

Produktion

MDR 2023, ARD-Serie 2035

Schauspieler

Walter Kreye, Markus Lerch

weitere Rollen

Rumen Grabow, Simon Helmstedt, Hannah Lübbert, Jacob Heinze, Lea Hinze, Paul Foltin, Hannah Bickhoff, Marisa Sanchez, Thomas Campbell Tyler-Williams, Mauricio Vivas, Aymen Zaitoun

Dank an

Schloss Tonndorf und Baumwollspinnerei Leipzig für die Außenaufnahmen